Cold Case – Staatsanwaltschaft und Polizei erbitten Hinweise auf die Identität einer unbekannten Toten
Am Mittwoch, 06. März 2019, 20.15 Uhr, im Rahmen der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY - gelöst“ (ZDF) wandten sich Staatsanwalt Hauburger aus Gießen und Kriminalhauptkommissar Zentgraf aus Friedberg erneut an die Öffentlichkeit.
STA und Polizei erbitten Hinweise
Viele Hinweise aufgrund der Sendung
Viele Hinweise gingen nach der Ausstrahlung bei der Polizei in Friedberg ein. Die meisten Hinweise beziehen sich auf den Ohrring, den die Tote trug, einige auf ihre mögliche Identität. Insbesondere ein Hinweis zu einem Vermisstenfall aus Polen gilt es hier zu prüfen. Ob die entscheidende Spur dabei ist, um die Identität der Frau endlich zu klären, müssen die weiteren Ermittlungen zeigen
Für Angaben, die zur Ermittlung und Ergreifung des bzw. der Täter und /oder zur Identifizierung der unbekannten Toten führen, wird von Seiten der Staatsanwaltschaft Gießen
eine Belohnung in Höhe von 2.500.- EURO
ausgesetzt.
Die Zuerkennung und Verteilung der Belohnung erfolgt unter Ausschluss des Rechtsweges. Die Belohnung ist ausschließlich für Privatpersonen und nicht für Beamte bestimmt, zu deren Berufspflicht die Verfolgung strafbarer Handlungen gehört.
Bei Rückfragen wird gebeten, sich an die Pressestelle der Staatsanwaltschaft Gießen zu wenden (Tel.: 0641-934-3215).
Sylvia Frech, Pressesprecherin | PPMH | Ac. | 08.03.2019
Die Sendung „Hallo Deutschland“ des ZDF griff am 08.01.2019 den „Cold Case“ auf und berichtete über die umfangreichen und schwierigen Ermittlungen in dem Fall, siehe Artikel:
Kommissar Zentgraf und der Backenzahn
Foto: Kommissar Zentgrauf in der Sendung „Hallo Deutschland“
Sylvia Frech, Pressesprecherin | PPMH | Ac. | 09.01.2019
Gemeinsame Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Gießen und der Polizei Friedberg
Am Nachmittag des 21. Juni 1988 entdeckten Waldarbeiter im Stadtwald von Rosbach unweit der BAB 5 im Bereich der AS Friedberg in Fahrtrichtung Frankfurt am Main in einem Entwässerungsgraben einen skelettierten Leichnam.
Fundort: im Stadtwald von Rosbach an der BAB 5 im Bereich der AS Friedberg in Ri. Frankfurt
Die Auffindesituation deutete zweifelsfrei auf eine Tötungsdelikt hin, wenngleich die konkrete Todesursache aufgrund der fortgeschrittenen Verwesung auch im Rahmen der damals erfolgten Obduktion nicht mehr festgestellt werden konnte. Ebenso konnte das Geschlecht zunächst nicht eindeutig bestimmt werden. Tatverdächtige waren nicht ermittelbar.
Die Kriminalpolizei in Friedberg und die Staatsanwaltschaft Gießen nahmen im Jahr 2017 die Ermittlungen wieder auf und beauftragten mehrere Spezialisten mit umfangreichen Untersuchungen.
Hierbei gelang es dem Institut für Rechtsmedizin in Gießen aus einem Eckzahn des Leichnams DNA zu gewinnen. Ergebnis: Es handelt sich um eine Frau! Eine Frau, die nach den weiterführenden Untersuchungen der Gerichtsmedizin in Innsbruck europäischer Herkunft gewesen sein müsste.
Foto Zahnstatus: 17 Zahnfüllungen (überwiegend Silberamalgam) und ausgeprägter Vorbiss
Um noch nähere Informationen über die Abstammung und das Leben der Verstorbenen zu erhalten, erstellten Rechtsmediziner aus München unter Beteiligung von Fachleuten der Freien Universität in Amsterdam anhand des Schädels, der Zähne und der Haare der Toten ein sogenanntes Isotopengutachten. Denn menschliches Körpergewebe enthält entsprechend seiner Bildungszeit geografische Informationen aus unterschiedlichen Lebensphasen einer Person von ihrer Kindheit bis hin zum Tod. Mittels einer solchen Isotopenanalyse konnte festgestellt werden, dass die unbekannte Tote am ehesten in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine aufgewachsen sein muss. In der Pubertät wäre ein Ortswechsel in südliche Alpenregionen, beispielsweise in die Schweiz oder Norditalien, denkbar. Im letzten Lebensabschnitt dürfte die Frau sich hingegen nicht in Europa aufgehalten haben, da die in dieser Phase aufgenommene Nahrung für einen Aufenthalt in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen spricht. Erst wenige Wochen vor ihrem Tod dürfte die Verstorbene nach Mitteleuropa / Deutschland zurückgekehrt sein. Durch die toxikologischen Untersuchungen der Haare war zudem feststellbar, dass die Frau keine Konsumentin von Betäubungsmitteln gewesen ist.
Im weiteren Verlauf der Ermittlungen erstellten Sachverständige der Hochschule Mittweida überdies eine computergestützte Gesichtsweichteilrekonstruktion der unbekannten Toten.
Foto: computergestützte Gesichtsweichteilrekonstruktion der unbekannten Toten
Zusammenfassend ergibt sich folgendes Personenprofil:
- schlanke Frau im Alter von 25 – 35 Jahren, geboren zwischen 1953 und 1963
- mittelbraune, gelockte Haare
- zuletzt Trägerin eines goldfarbenen Ohrsteckers (siehe Bildergalerie)
- etwa 1,65 m groß
- Schuhgröße: 34-35
- 17 Zahnfüllungen (überwiegend Silberamalgam)
- ausgeprägter Vorbiss (siehe Fotos Bildergalerie)
- Blutgruppe A
- aufgewachsen in Gebirgsregionen im südöstlichen Polen oder grenznahen Gebieten der Ukraine
- in der Pubertät ggfs. Ortswechsel in südliche Alpenregionen, z. B. Schweiz oder Norditalien
- lebte längere Zeit in Indien oder anderen meeresnahen, südasiatischen Regionen
- Rückkehr nach Mitteleuropa / Deutschland Mitte 1988
- keine Drogenkonsumentin
Polizei und Staatsanwaltschaft fragen nun:
Wer kennt die beschriebene Person und kann Angaben zu ihrer Identität machen?
Hinweise bitte an die Polizei in Friedberg,
Tel.: 06031 / 601 - 0
Thomas Hauburger, Pressesprecher Staatsanwaltschaft Gießen
Jörg Reinemer, Pressesprecher Polizeipräsidium Mittelhessen
PPMH | Ac. | 01.11.2018
Weitere Dokumente:
- PM_Polnisch Unbekannte Leiche.pdfPressemitteilung der Staatsanwaltschaft Gießen u. Polizei Friedberg in polnischer Sprache (PDF, 200 KB)