Verkehrsunfallstatistik 2011 für den Bereich des Polizeipräsidiums Mittelhessen
Mittelhessen, im April 2012
Jeden Tag ereignen sich durchschnittlich 62 Verkehrsunfälle
Mehr Unfalltote und Verletzte
Die Zahl der Verkehrsunfälle in Mittelhessen ist im vergangen Jahr gegenüber dem Vorjahr leicht angestiegen. Insbesondere die Zunahme der Unfälle mit Schwerverletzten und tödlichem Ausgang beobachtet die Polizei mit Sorge und kündigte intensive Kontrollen und weitere Gegenmaßnahmen an. Das betonte Polizeipräsident Manfred Schweizer (Foto rechts) bei der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik 2011 für Mittelhessen.
Die Gesamtzahl der von der Polizei registrierten Verkehrsunfälle in Mittelhessen mit den Landkreisen Gießen, Lahn-Dill, Marburg-Biedenkopf und Wetterau stieg gegenüber dem Vorjahr um 272 auf 22.731 (+ 1,2 %). Unfälle mit tödlichem Ausgang nahmen auf 54 zu, bei denen 57 Menschen ums Leben kamen. Das sind 20 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Unfälle mit Schwerverletzten erhöhte sich von 679 auf 790 (+16,6 %), die mit Leichtverletzten von 2.898 auf 2.937 (+1,4 %).
Diese Entwicklung ist nicht nur in Mittelhessen, sondern landes- und bundesweit festzustellen. „Damit setzte sich der seit mehreren Jahren in der hiesigen Region andauernde Rückgang dieser folgenschweren Unfälle leider nicht fort. Es ist auch nicht beruhigend, dass die Zahl der Unfalltoten und Schwerverletzten in den zurückliegenden Jahren schon mehr oder weniger deutlich höher lag als im Vorjahr“, erklärte Manfred Schweizer. Er betonte, dass die Polizei im Rahmen des Möglichen alles tun werde, um eine Trendwende bei der Unfallentwicklung zu erreichen.
Bei der Gesamtzahl der Verkehrsunfälle zählen neben den Hauptunfallursachen ungenügender Abstand, Fehler beim Wenden und Rückwärtsfahren sowie das Nichtbeachten Vorfahrt regelnder Verkehrszeichen gerade die überhöhte Geschwindigkeit und der Einfluss von Alkohol sowie Drogen zu den großen Risikofaktoren.
Foto oben: Entwicklung der Gesamtunfälle in Mittelhessen im Jahr 2011
Foto oben: Entwicklung tödliche Verkehrsunfälle/ tödlich verletzte Personen in Mittelhessen
Foto oben: Entwicklung der Verkehrsunfälle mit Schwerverletzten / Anzahl der Schwerverletzten in Mittelhessen seit 2006
Unfallursache Geschwindigkeit
Wie die Unfallanalyse ergab, sind Unfälle mit überhöhter bzw. nicht angepasster Geschwindigkeit erfreulicher Weise gegenüber dem Vorjahr um 292 auf 2.102 Unfälle zurückgegangen. Allerdings nahmen die geschwindigkeitsbedingten Verkehrsunfälle mit schweren Folgen von 194 auf 249 Unfälle zu.
„Hier werden wir weiterhin an die Vernunft und Rücksicht der Fahrzeugführer appellieren, aber auch durch Geschwindigkeitskontrollen diese Unfallursache zu minimieren versuchen“, kündigte Schweizer an. Deshalb wird die Bekämpfung der Hauptunfallursache „Geschwindigkeit“ auch im Jahr 2012 wieder eine große Bedeutung für die polizeiliche Verkehrssicherheitsarbeit haben.
Unfallursache Alkohol
In Mittelhessen ist von 2006 bis 2010 erfreulicherweise ein kontinuierlicher Rückgang der Unfälle mit alkoholisierten Verursachern von 940 auf 638 zu verzeichnen. Für das Vorjahr ist festzustellen, dass die alkoholbedingten Unfälle erstmals seit 2006 geringfügig um 23 auf nunmehr 661 Alkoholunfälle zugenommen haben. Davon entfallen auf die Unfälle mit schweren Folgen und einem alkoholisierten Verursacher 88 Unfälle und damit zwölf mehr als im Jahr 2010.
Foto: Grafik der Unfälle mit alkoholisierten Verursacher in Mittelhessen
18- bis 24-Jährige
Die Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen war auch im Jahr 2011 wieder die Hauptzielgruppe der Polizei in Mittelhessen. Diese jungen Fahrer verursachten trotz Rückgangs in den letzten Jahren in 2011 immer noch 17,4 Prozent (= 3.945) aller Unfälle, obwohl ihr Bevölkerungsanteil in Mittelhessen nur bei rund 9 % liegt. Bei Unfällen mit schweren Folgen und Alkoholunfällen liegt der Anteil dieser Altersgruppe sogar noch höher. So haben die 18- bis 24-Jährigen im Jahr 2011 rund 23 % aller Verkehrsunfälle mit Toten und Schwerverletzten (200 von 844) verursacht.
Angesichts einer seinerzeit noch höheren Verursachensrate startete das Polizeipräsidium Mittelhessen im Jahr 2007 das Projekt verkehrssicher-in-mittelhessen mit der Aktion BOB. Es zielt insbesondere darauf ab, die alkoholbedingten Unfälle bei den 18- bis 24- jährigen Verkehrsteilnehmern zu reduzieren.
Seit dem Projektstart ist die Zahl der Alkoholunfälle bei dieser Altersgruppe erfreulicherweise um insgesamt 44,5 % zurück gegangen.
cGrafik der rückläufigen Anzahl der Alkoholunfälle mit 18-24-Jährigen in Mittelhessen
Aktion-BOB zeigt Wirkung – viele machen mit
ca. 390 Gastronomiebetriebe nehmen teil,
sieheListe (PDF, 160 KB)
- mehr als 135.000 Schlüsselanhänger wurden verteilt,
(siehe Foto rechts:) - mehr als
1.300 Workshops mit über 30.000 Teilnehmern wurden u.a. in Schulen und in Ausbildungsbetrieben durchgeführt.
„Durch die konsequente Fortführung unserer polizeilichen Maßnahmen im Bereich Vorbeugung und Kontrolle wird es uns gelingen, weiterhin positiv auf die Unfallentwicklung bei den 18- bis 24-Jährigen einzuwirken“, erklärt Polizeidirektor Manfred Kaletsch, der Projektleiter von „verkehrssicher-in-mittelhessen“ und BOB.
Generation 65plus
Auch die Zahl der von Senioren (Generation 65 plus) verursachten Verkehrsunfälle ist im Jahr 2011 von 1.940 auf 2.109 Unfälle (8,71 %) gestiegen. Die Zahl der Unfälle mit schweren Folgen in dieser Altersgruppe als Verursacher nahm um 31 auf 105 zu.
Dieser Zielgruppe widmet sich die Polizei ebenfalls im Rahmen der Verkehrssicherheitsaktionen im Jahr 2012.
Foto: Anzahl der Unfälle mit Tote und Schwerverletzte mit über 65-Jährigen als Unfallverursacher in Mittelhessen
Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort
Die Zahl der gemeldeten so genannten „Unfallfluchten“ ist um 117 auf 5.812 gestiegen. Dies entspricht einem Anteil am Gesamtunfallaufkommen von 25,5 %, d.h. rund jeder vierte Verkehrsunfall war auch im Jahr 2011 mit einem unerlaubten Entfernen vom Unfallort verbunden. Auch wenn es sich überwiegend um Sachschadensunfälle handelt, so ist der volkswirtschaftliche Schaden mit mehr als 8,3 Mio. Euro enorm und liegt rund 12 % höher als im Vorjahr (ca. 7,4 Millionen)
„Unerlaubtes Entfernen vom Unfallort stellt ein sozialschädliches und kriminelles Verhalten dar, bei dem die Geschädigten häufig auf ihren Kosten sitzenbleiben“, betonte Schweizer. Er appelliert erneut an Zeugen eines Verkehrsunfalls, bei dem der Verursacher oder die Verursacherin sich ohne um den Schaden zu kümmern entfernt: „Merken Sie sich die Personenbeschreibung des Fahrers, Merkmale des Fluchtwagens und möglichst das Kennzeichen und zögern Sie nicht, die Polizei zu informieren.“ Mit dieser Hilfe wird es der Polizei möglich sein, ihre bisherige Aufklärungsquote von 38,5 % zu steigern und eine größere Zahl von Unfallflüchtigen ihrer straf- und zivilrechtlichen Verantwortung zuzuführen.
Wildunfälle
Die Zahl der Wildunfälle ist mit einem Anstieg von 28 auf nunmehr 3.754 Unfälle auf hohem Niveau nahezu konstant geblieben. Sie verteilen sich auf das ganze Jahr mit Spitzen im April und Mai sowie im Oktober und November, auf alle Wochentage und ereignen sich meist in der Abenddämmerung, zur Nachtzeit und am frühen Morgen.
Verkehrsteilnehmer sollten zu diesen Zeiten bei Fahrten außerhalb geschlossener Ortschaften und in Waldgebieten besonders vorsichtig fahren und immer mit dem Queren von Wild rechnen.
Bundesautobahn
Auf den 190 Kilometern der von der Polizeiautobahnstation Mittelhessen betreuten Autobahnen gingen im vergangenen Jahr die Gesamtunfälle auf 2.649 (-87) zurück.
2011 starben dabei sechs Menschen, zwei mehr als im Vorjahr. Mit 90 Schwerverletzten waren dies 15 mehr als im Jahr zuvor. Die Zahl der Leichtverletzten nahm um 10 auf 465 ab.
Hauptunfallursachen der Autobahnunfälle in 2011 waren:
- „Fehler bei Überholen“ mit 22,27 % (590 VU)
- „Mangelnder Sicherheitsabstand“ mit 21,37 % (566 VU)
- „Überhöhte Geschwindigkeit“ mit 17,36 % (460 VU)
Unfallzahlen Landkreise
Informationen zum Unfallgeschehen in den Landkreisen im Dienstbezirk des Polizeipräsidiums Mittelhessen werden in den nächsten Tagen durch die Regionalen Verkehrsdienste und die Polizeidirektionen veröffentlicht.
Polizei kündigt für 2012 weitere Maßnahmen an
Das Polizeipräsidium Mittelhessen legt den Fokus der Verkehrssicherheitsarbeit im diesem Jahr auf die
Keine andere Straßenklasse birgt so hohe Risiken, Beteiligter eines schweren Verkehrsunfalls zu werden.
„Die Polizei wird sich dabei weiterhin schwerpunktmäßig den Zielgruppen der 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmer und den Kradfahrern widmen. Des Weiteren intensivieren wir die Kontrollen zur Bekämpfung der Hauptunfallursachen Geschwindigkeit und Alkohol / Drogen“, betonte Polizeipräsident Schweizer. Im Interesse einer höheren Verkehrssicherheit bat er alle Fahrerinnen und Fahrer um Verständnis für die polizeilichen Verkehrsüberwachungsmaßnahmen.
Wie er weiter mitteilte, wird die Polizei in Mittelhessen ergänzend dazu das Präventionsprogramm
verkehrssicher-in-mittelhessen mit der Aktion BOB auch im Jahr 2012 konsequent fortführen.
Foto rechts: Werbeplakate zum Präventionsprogramm
Weitergehende Informationen zum Thema finden Sie unter:
und zum Thema BOB hier sowie auf der Aktionsseite unter:
Auch wird sich die Polizei mit Präventionsmaßnahmen der
Generation 65plus
widmen, da aufgrund des demografischen Wandels mit weiter steigenden Unfallzahlen in dieser Altersgruppe zu rechnen ist.
Foto rechts: Sichere Landstraße © Deutscher Verkehrsssicherheitsrat e.V., Bonn mit Schriftzug Generation 65+
Abschließend lobte der Polizeipräsident die enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit der Polizei in Mittelhessen mit allen anderen Behörden, Ämtern, Verbänden und Institutionen, die für die Verkehrssicherheit Verantwortung tragen oder sich für diese wichtige Aufgabe engagieren.
Hinweis:
Weitere Informationen zum Unfallgeschehen in den Landkreisen werden in dennächsten Tagen durch die Regionalen Verkehrsdienste und die Polizeidirektionen veröffentlicht, diese werden sodann hier abrufbar sein.
Unfallstatistik 2011 für den Bereich des Landkreises Gießen
Über den folgenden Link finden Sie die Verkehrsunfallstatistiken der vorherigen Jahre.
Willi Schwarz, Pressesprecher
09.05.2012 | PPMH | De.