„Ein Ort der Vernetzung im Dienste der Sicherheit“
Fragen an Bodo Koch, Daniel Becker und Jessica Draisbach
Anfang 2020 nahm der INNOVATION HUB 110 der hessischen Polizei, der an das Hessische Polizeipräsidium für Technik (HPT) angegliedert ist, seine Arbeit am Westhafen Frankfurt auf. Seitdem wird dort tagtäglich an IT-Lösungen gearbeitet, die die Polizeiarbeit in Hessen unterstützen und erleichtern sollen. Mit Fragen an Bodo Koch (Leiter INNOVATION HUB 110), Daniel Becker (stellvertretender Leiter) und Jessica Draisbach (Bereich Organisation) ermöglichen wir im Folgenden einen Einblick in die Arbeit der Softwareschmiede.
Stehen für praktikable und vorausschauende IT-Lösungen für die hessische Polizei: Daniel Becker, Jessica Draisbach und Bodo Koch (v. l.)
Bodo, worum handelt es sich beim INNOVATION HUB 110?
Bodo Koch: Die 2020 gegründete Organisationseinheit der hessischen Polizei ist ein wichtiger Bestandteil der hessischen Digitalstrategie. Wir entwickeln anwenderorientierte, digitale Lösungen im behördlichen Kontext. Dabei setzen wir auf flache Hierarchien, Teamarbeit und „agiles“ Projektmanagement, wie es sich in immer mehr Organisationen durchsetzt und das sich gerade rund um die IT als besonders zielführend erwiesen hat. Mit dem iHUB schaffen wir einen Ort der Vernetzung für Vertreterinnen und Vertreter der Polizeien der Länder und des Bundes, der Wissenschaft und der Wirtschaft. Kooperationen mit anderen Behörden, Forschungseinrichtungen und Firmen haben dabei immer die Nutzerinnen und Nutzer und natürlich unseren Dienst für die Bürgerinnen und Bürger im Fokus. Unser Claim „Sicherheit neu denken“ reflektiert dabei unsere Rolle in einer komplexen Welt, in der kaum etwas berechenbar ist. Die hessische Polizei muss deshalb praktikable und vorausschauende IT-Lösungen finden, um den polizeiliche Herausforderungen noch schneller gewachsen zu sein.
Ihr sagt, ihr möchtet die Polizeiarbeit in Hessen verbessern. Was bedeutet das genau?
Daniel Becker: Das lässt sich am besten erklären, indem ich einige unserer Projekte und Produkte vorstelle. Als hessische Polizei verfügen wir beispielsweise über eine Unmenge an Daten, die wir verarbeiten müssen, um Tat- und Täterzusammenhänge besser und schneller identifizieren zu können. Dafür haben wir eine Analyseplattform für die hessische Polizei eingeführt und hessenweit ausgerollt. Dieses Tool wird sowohl bei der Bekämpfung und Prävention des Terrorismus als auch gegen die organisierte und schwere Kriminalität eingesetzt.
Weiterhin statten wir gemeinsam mit der HPT-Abteilung für Polizeiliche Informations- und Kommunikationstechnik die Streifenpolizistinnen und -polizisten mit Smartphones aus. Dazu gehören auch Apps: Wir arbeiten an einer Verkehrsunfallaufnahme-App, einer Abfrage-App und einer Ordnungswidrigkeiten-App, die unsere Streifenpolizei entlasten sollen.
Auch die Bekämpfung der Kinderpornografie und des sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen hat für uns einen besonders hohen Stellenwert. Hierzu arbeiten wir an umfangreichen Hard- und Softwarelösungen. Der leichtere Informationsaustausch zwischen Bürgerinnen und Bürgern und Polizei ist ebenfalls eines unserer Themenfelder.
Das sind alles fachliche Aufgabenstellungen. Wir beschäftigen uns aber auch damit, wie wir selbst besser werden können. Neben modernen Arbeitsmethoden sind die Ideen und Methoden der „Open and User Innovation“ für uns wichtige Bausteine für kommende Entwicklungen.
Wer gibt die Themen für die Maßnahmen vor?
Bodo Koch: Die aktuellen Megatrends, beispielsweise Mobilität, Konnektivität und New Work, beeinflussen all unsere Projekte und Produkte. Dabei orientieren wir uns an den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger und beachten ebenso anwenderfreundliche Lösungen für unsere Kolleginnen und Kollegen. Die Inhalte der Projekte basieren dabei auf der Digitalstrategie der hessischen Polizei. Grundsätzlich kann jede Kollegin und jeder Kollege Vorschläge an den INNOVATON HUB 110 herantragen.
Wir kamen schon auf die flachen Hierarchien zu sprechen. Wie muss man sich eure Arbeitsmethoden vorstellen?
Jessica Draisbach: Wir setzen stark auf Umsetzung: „Machen statt planen“. Und man könnte sagen, dass wir nach dem Prinzip „Segeln auf Sicht“ arbeiten. Dazu legen wir unsere Projekte im Managementsystem „Objectives and Key Results“, also in OKR-Zyklen, fest. Das heißt: Wir bearbeiten unsere Projekte in Drei-Monats-Zyklen und können entsprechend schnell auf Entwicklungen reagieren, auch dank agiler Projektmanagementmethoden wie Scrum oder Kanban. Zu dieser Flexibilität trägt außerdem unsere Open Desk Policy bei, in der jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter die Möglichkeit hat, sich einen Arbeitsplatz je nach Anforderung zu gestalten und frei auszuwählen.
Wir arbeiten in crossfunktionalen Teams aus der IT und der Polizei, aber auch aus anderen Fachrichtungen, beispielsweise Innovationsmanagement und Recht. Wir sind der festen Überzeugung, dass diese dadurch gewonnenen vielschichtigen Perspektiven für unsere Arbeit zentrale Bedeutung haben. Daher beabsichtigen wir auch, dieses Jahr weitere Stellen aus den unterschiedlichsten Fachgebieten wie Softwareentwicklung, App-Entwicklung und IT-Projektmanagement zu besetzen, um fachlich möglichst breit aufgestellt zu sein und unsere Arbeitsmethoden und Projekte weiter zu verbessern. Unsere aktuellen Stellenausschreibungen finden sich regelmäßig auf der Website der hessischen Polizei und auf unserem LinkedIn-Kanal.
Es ist außergewöhnlich, einen INNOVATION HUB in einer Behörde vorzufinden. Wie lassen sich behördliche Strukturen und Start-up-Atmosphäre in Einklang bringen?
Bodo Koch: Wie erwähnt, sind wir Teil des Hessischen Polizeipräsidiums für Technik, einer klassischen Behörde, und somit wie ein Start-up im Großunternehmen. Wir ergänzen somit die behördlichen Strukturen in Form eines dualen Betriebssystems, das Stabilität mit Agilität optimal kombiniert und dabei den User in den Mittelpunkt rückt. Wer noch mehr erfahren möchte, ist natürlich herzlich dazu eingeladen, mit uns in Kontakt zu treten.
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