Pager

Abschluss eines Anschlussrahmenvertrages

Digitale Alarmierung

Im Rahmen der Planungen zur Einführung des BOS-Digitalfunks in Hessen war die Frage zu klären, welche Technik für die Alarmierung zum Einsatz kommen soll, wenn die analogen Gleichwellenfunknetze und Relaisstellen sowie die über viele Jahrzehnte etablierte Fünftonalarmierung wegfallen.

Ein Weiterbetrieb der analogen Funknetze nur zum Zweck der Alarmierung wurde verworfen, zum einen aus Kostengründen, da eine parallele Funkinfrastruktur unwirtschaftlich ist, und zum anderen, da die Ersatzteilversorgung für die Analogtechnik zunehmend schwieriger wurde. Folglich entschied man sich dazu, das TETRA-Digitalfunknetz auch für die Alarmierung der Einsatzkräfte zu nutzen. Da, abgesehen von Prototypen, keine zertifizierten TETRA-Meldeempfänger zur Verfügung standen, wurde von der damaligen Projektgruppe Digitalfunk die Entwicklung und Lieferung von mindestens 50.000 TETRA-Meldeempfängern ausgeschrieben.

Der Airbuskonzern mit seiner Funksparte (früher Cassidian bzw. EADS), konnte die Ausschreibung für sich entscheiden und Ende 2015 die Entwicklung nach erfolgter Zertifizierung durch die BDBOS sowie Abnahme durch das Land Hessen abschließen.

 Abschluss eines Anschlussrahmenvertrages mit der Airbus Secure Land Communications GmbH über die Lieferung und den Support für digitale TETRA-Alarmmeldeempfänger für den Einsatz im BOS-Digitalfunk.

Im Oktober 2016 wurde der Rollout der TETRA-Pager in Hessen gestartet, der mit der Auslieferung von mittlerweile über 66.000 Pagern fast abgeschlossen ist. Auch Bayern plant die Einführung der TETRA-Alarmierung und steht in diesem Zusammenhang in engem Austausch mit Hessen. Andere Länder, bei denen die TETRA-Alarmierung derzeit (noch) kein Thema ist, verfolgen diese Entwicklung mit Interesse.

 

Gegenüberstellung eines digitalen Pager links) und eines analogen Pagers
Pager digital (links) und Pager analog

 

Technik und aktive Alarmierung

Der P8GR (gesprochen „Pager“ – Produktname der Firma Airbus) ist ein kompakter Funkmeldeempfänger mit interner Antenne. Er bietet alle wesentlichen TETRA-Funktionen für die Alarmierung und erlaubt die Planung und Disposition von Einsatzkräften in Echtzeit. Der Pager kann über das TETRA-Netz Einzel- oder Gruppenmitteilungen empfangen. Je nach Gerätekonfiguration löst der Empfang einer Mitteilung ein Alarmsignal aus. Der Endgerätebenutzer kann derartige Mitteilungen quittieren. Durch diese Rückmeldung ist die Leitstelle jederzeit über die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte informiert.

Die Alarmierung im TETRA-Netz ist mit dem Senden einer Short-Data-Service-Nachricht (SDS) vergleichbar. Dieser Standard wird mit Funktionalitäten, die unter dem Begriff „Callout“ spezifiziert sind, erweitert. Ähnlich wie bei einer SDS kann die Alarmierungsnachricht an eine Gruppe (GSSI) oder an einen Einzelteilnehmer (ISSI) versendet werden. Im Pager wurde eine Subadressierung realisiert, die es ermöglicht, jeder GSSI 64 Subadressen zuzuordnen. Dies ist vergleichbar mit 64 „Schleifen“ im Analogfunk. Jeder Pager akzeptiert neben einer individuellen Adressierung (ISSI) auch 32 GSSI-Alarmierungsadressen mit je 64 Subadressen. Zusätzlich gibt der „Callout“-Service 16 Schweregrade vor, die für jede Alarmnachricht ausgewertet werden können. Eine umfangreiche Palette von Tönen, Vibrationsalarmen und LED (Farben und Frequenzen) erlauben, je nach Zieladresse, Schweregrade usw., eine individuelle Alarmsignalisierung. Ein Pager wird üblicherweise im Netzmodus (TMO) betrieben. Die Erreichbarkeit der Alarmgruppen (GSSI) ist in Hessen auf den Landkreis und einen Erweiterungsgürtel von ca. 20 Kilometern um den Landkreis gegeben. Über eine individuelle Einzelalarmierung ist ein Pager auch bundesweit erreichbar.

Der Pager verfügt über einen USB-Anschluss, der gleichermaßen für einfaches Konfigurieren und Updaten des Geräts sowie zum Aufladen des Akkus genutzt werden kann. Eine GPS-Ortung des Gerätes ist weder erforderlich noch technisch möglich. Zur Steigerung der Übertragungssicherheit wird der Alarm mehrmals wiederholt, wobei das Erkennen nur einer Signalisierung zum Auslösen ausreicht. Im Netzmodus (TMO) ist die Übertragung der leistungsstarken Basisstationen (z. B. 15 Watt Sendeleistung) mit ihren Antennensystemen zum Pager sicherer, als die aktive Rückmeldung vom Pager (z. B. 1 Watt Sendeleistung) zur Basisstation. Einsatztaktisch ist es von höherer Priorität, dass zunächst der Alarm am Gerät ankommt. Die Rückmeldung kann auch nach dem Verlassen eines Gebäudes noch versandt werden. Dies wird vom Pager automatisch, ggf. wiederholt, initiiert. Basierend auf dieser einfachen Technik ist es z. B. möglich, alle Katastrophenschutzhelfer eines Bundeslandes mit einer einzigen Alarmnachricht, d. h. innerhalb weniger Sekunden, zu alarmieren. Anders als im (alten) Analogfunknetz, gibt es im Digitalfunk ausschließlich die „Aktive Alarmierung“, die zweierlei Vorteile mit sich bringt:
1. Die Leitstelle weiß, ob der Alarm den Empfänger erreicht hat (technisch).
2. Die Leitstelle erfährt, ob der Empfänger einsatzbereit ist (taktisch).

Beide Informationen sind für die Einsatzdisposition wichtig. Letzterer Punkt ist insbesondere für ehrenamtliche Organisationen ein großer Vorteil. Typischerweise meldet der Pager der Leitstelle nach einer Alarmauslösung, ob die alarmierte Einsatzkraft sofort oder erst zu einem späteren Zeitpunkt zur Verfügung steht. Man ist nun in der Lage, innerhalb kürzester Zeit festzustellen, ob mit der Alarmierung die erforderliche Mindeststärke sichergestellt ist. Eine Nachalarmierung kann somit folglich mit einem Zeitvorteil durchgeführt werden.

 

 

Abbildung eines digitalen Pagers (P8GR) der Firma Airbus Defence & SpaceLeistungsmerkmale

  • Aktiver bidirektionaler TETRA-Pager,
  • entspricht EN300392-2 Leistungsklasse 4 (1 Watt) und Notruf TTR 001-21,
  • Frequenzbereich 380 bis 430 MHz, dynamische Empfindlichkeit 103 dBm/statische Empfindlichkeit 112 dBm,
  • kontrastreiches Monochromdisplay (128 x 64 Bildpunkte),
  • 48 Stunden Betriebszeit mit Standard-Lithium-Ionen-Akku
    BLN-10, 1590 mAh,
  • Größe (B x H x T): 98 x 60 x 22 Millimeter (mit Standardakku, ohne Gürtelclip),
  • Gewicht: 145 Gramm (mit Standardakku),
  • interne TETRA-Antenne,
  • Smartcard-Schnittstelle (für Sicherheitskarte),
  • Betriebstemperaturbereich: – 20 °C bis + 55 °C,
  • staub- und wassergeschützt gemäß IP54,
  • stoßfest im freien Fall aus bis zu 1,5 Meter Höhe,
  • Micro-USB-Anschluss zum Aufladen und zur Datenübertragung,
  • vier konfigurierbare Benutzerprofile,
  • vier Audioprofile: Allgemein, Lautlos, Besprechung oder Heimzusatz.

 

Weitere Themen

Digitalfunk

Hier finden Sie Informationen rund um den Digitalfunk der hessischen Polizei

Erst der Ernstfall, dann der Startschuss

Inbetriebnahme von Basisstation für Digitalfunk

Staatssekretär Dr. Stefan Heck nimmt Basisstation im mittelhessischen Rauschenberg in Betrieb. Mit großem Vorlauf war die Inbetriebnahme auf dem Sosenberg im mittelhessischen Rauschenberg (Kreis Marburg-Biedenkopf) vorbereitet worden.

Mobile Basisstation im TETRA-Digitalfunknetz

Einsatz der Satellitentechnik

Nachdem die leitungsgebundene Funkzellenerweiterung mittels einer mobilen Basisstation bereits bei diversen Einsatzlagen erfolgreich praktiziert wurde, kam nun auch die satellitengestützte Anbindungsvariante erstmalig in Hessen zum Einsatz.

Feinjustierung des Digitalfunknetzes schreitet voran

Dr. Stefan Heck, Staatssekretär im Hessischen Ministerium des Innern und für Sport, nahm gemeinsam mit Vertretern von Polizei und Rettungsdiensten eine neue Basisstation am Kloster Eberbach in Eltville am Rhein in Betrieb.

Infrastruktur Funk- und Festnetzplanung

Von den bundesweit über 4.750 Basisstationen des BOS-Digitalfunks standen im Januar 2021 über 465 in Hessen. Weitere Basisstationen sind bereits in Planung und werden sukzessive errichtet.

Basisstation auf der Messe Frankfurt

Die Messe Frankfurt, Handelsplatz mit über zwölf Hallen und einer der größten Sonderbauten, modernisiert ihr Behördenfunknetz. So konnte Ende April 2019 die speziell für die Inhouse-Versorgung neu errichtete TETRA-Basisstation an das Netz gehen.

Orkantief trennt 20 Basisstationen vom Stromnetz

Funkversorgung blieb gewährleistet

Das Orkantief Friederike ist über große Teile Hessens hinweggezogen und hat dabei erhebliche Schäden angerichtet. Umgefallene Bäume blockierten etliche Straßen, verursachten Stromausfälle und brachten sogar den Bahnverkehr zum Erliegen.

Die Autorisierte und die Koordinierende Stelle

Garanten für die Sicherstellung des Digitalfunks

Die Koordinierende Stelle ist zur strategischen Interessenvertretung eingerichtet und nimmt grundsätzliche und strategische Aufgaben sowie Aufgaben in Zusammenarbeit mit der BDBOS und den Koordinierenden Stellen des Bundes und der Länder wahr.